4. Etappe: Verbier – Bonne

Der Tag heute ist als „Ruheetappe“ gedacht, wir werden wohl unter 3000hm bleiben. Jedoch queren wir an der Fenetre de Durand das erste mal bei dieser Tour den Alpenhauptkamm und das ist mit dem Bike einfach kein Kinderspiel. Der erste Teil der Auffahrt zur imposanten Barrage de Mauvoisin gibt uns Zeit etwas über den genialen gestrigen Tag nachzudenken. Im Weiteren Verlauf führt uns der Forstweg entlang des Stausees noch einige hunder Höhenmeter hinauf, bevor wir ihn gegen einen kleinen Wanderweg eintauschen. Der Weg zum Übergang ist länger und anstrengender als gedacht, jedoch wird jeder Meter mit immer noch grandioseren Ausblicken belohnt.

Schmelzwasserfall am Lac de Mauvoisin

Schmelzwasserfall am Lac de Mauvoisin

Florians Verständnis einer Tragepassage

Florians Verständnis einer Tragepassage

Auf den letzten Metern zur Fenetre de Durand

Auf den letzten Metern zur Fenetre de Durand

anschließender Traumtrail

anschließender Traumtrail

Florian hat Spaß im italienischen Unterholz

Florian hat Spaß im italienischen Unterholz

Die Abfahrt ist für diese Höhe ziemlich flowig und wird nur ab und zu von verblockten, schwierigeren Abschnitten unterbrochen. Herrn FoxXs Gespühr für Trails verdanken wir im unteren Abschnitt einen zwar sehr schönen, aber anspruchsvollen Waldtrail – der Forstweg wäre sicher schneller gewesen.

Durstlöschen mit Dusche

Durstlöschen mit Dusche

 

So verlieren wir wertvolle Minuten, die uns bei der Suche nach einem geöffneten Restaurant jetzt am Nachmittag schmerzlich fehlen und so bleibt uns nur eine Supermarkt-Brotzeit. Die Temperaturen sind auch jetzt noch schweißtreibend, die Asphaltauffahrt nach Valgrisenche lang und erbarmungslos. Wir verbrauchen fast unser gesamtes Wasser und kommen an keinem einzigen Brunnen vorbei.
Stefan stillt seinen Durst schlussendlich mit einem beherzten Sprung unter einen Wasserfall.

Wir müssen ein ziemlich erbärmliches Bild abgegeben haben, denn die wenigen Menschen am Weg sehen sich zu „Forza“-Rufen veranlasst, um uns die restlichen Kilometer nach oben zu treiben. Kein Anstieg der Tour war schlimmer als dieser, subjektiv betrachtet. Er ist eine absolute mentale Herausforderung und ein echtes Lehrstück, wie man damit umgehen muss. So eine Qual kann nur funktionieren, wenn man in stoischer Gleichgültigkeit die Aufgabe annimmt und am besten noch etwas Positives diesem Leid abgewinnt. Wir erreichen sichtlich gezeichnet den kleinen Ort Bonne oberhalb der obligatorischen Talsperre. Die Motivation ist am Tiefpunkt dieser Tour. Wir haben noch 6 Tage vor uns. Die Körper leiden unter der täglichen Belastung, Stefan kämpft mit Sitzproblemen. Nicht nur einmal taucht die Frage auf, wieso wir uns das antun. Wir haben beide mental und körperlich zu kämpfen und das bringt auch soziale Spannungen mit sich – eine wichtige Erfahrung. Wir besinnen uns auf unsere Ziele, artikulieren diese klar und schaffen es dadurch ganz viel dieser Spannung abzubauen. Das sensationelle Abendessen im Hotel Perret tun ein Übriges und wir sehen uns am Vorabend des Wendepunktes unserer Transalp.

Pässe

  • Barrage de Mauvoisin
    Auffahrt: Staumauerbesteigung auf ruhiger Asphaltstraße, lange Tunnelpassage oberhalb
    Abfahrt: kurze Forstabfahrt entlang des Lac de Mauvoison
  • Fenetre de Durand
    Auffahrt: anfangs fahrbare Forststraße, dann langes Tragestück
    Abfahrt: im Prinzip sehr schöner S2-Trail, aber an einigen Stellen anspruchsvoll (große Stufen und teils Schaltwerk-gefährende Engstellen), im unteren Teil hat man die Wahl: steiler und sehr schwieriger Wanderweg oder klassische Forststraße
  • Valgrisenche/Bonne
    Auffahrt: unten lange steil und relativ viel Verkehr, im oberen Teil flach und idyllisch