Der erste Tag, an dem wir uns beide in der Früh fit fühlen. Wie schön so einfache Dinge sein können. Die ersten Meter über das Limojoch sind steil und grobschottrig, aber dafür schnell hinter uns gebracht. Im Schatten des Monte Cavallo hangeln wir uns zum Col de Locia. Die Abfahrt ist technisch und verblockt, aber das Gestein ist griffig. Einige Stellen dürften im oberen S3 Bereich liegen – wir hatten unseren Spaß.
Auf breiten Radwegen geht’s durch die Wälder Richtung Corvara. Immer prominenter wird der Sella Gebirgsstock. Das Gefühl im Bauch wird mulmiger. Wir kaufen eine letzte Stärkung und beginnen etwas oberhalb von Kolfuschg mit dem Aufstieg. 1100hm mit dem Bike auf dem Rücken. Hans Rey ist hier vor Jahren mit den Vertridern runter – immer noch unglaublich. Das Wetter zieht erstmals etwas zu … Regen ist für später vorherhesagt, und es ist nicht ganz klar, wie lange es noch halten wird. Also geben wir Gas. FoxX merkt, dass der Kampf der letzten Tage seine Reserven gänzlich augebraucht haben. Zwar nicht mehr krank, aber ohne jegliche Kraft geht es Meter für Meter nach oben. Links und rechts biegen die Klettersteige ab. Der Weg führt durch ein Trümmerfeld aus Felsbrocken, das Tal verjüngt sich. Wir tragen ein Schotterkar nach oben, 2 Schritte vorwärts, einer zurück und so langsam sehen wir die eigentliche Herausforderung: Der Ausstieg. Zunächst über ein steiles Schneefeld nach oben und dann einen versicherten Steig an der Felswand entlang. Der Schnee ist gerade weich genug um mit unseren Bergschuhen halbwegs sicher hinauf zu kommen – Steigeisen haben in einem Transalpgepäck einfach keinen Platz. Das wirklich schwierige ist aber der Balanceakt auf dem Klettersteig würdigen Teil. Immer wieder muss man einhändig kleine Aufschwünge meistern, oder mit dem Bike in der Hand an der Wand entlang queren.
Wir spürten, dass wir hier etwas ziemlich spezielles gemacht haben – spätestens die entrüsteten Blicke der Gäste und Hüttenwirte im Riffugio Piz Boe bestätigen das. Wir sind mit den Bikes in so wunderbar alpiner Landschaft, einer unwirtlichen Gegend aus lauter Fels. Der Aufstieg war hart, aber eine kleine Erkundungsrunde nach dem abendlichen Schauer lässt uns für die Abfahrt morgen hoffen.
Höhenprofil
Karte
Hinweise: Die dicken Linien entsprechen der tatsächlich gefahrenen Route, die dünnen, dunkleren Linien der geplanten Route. Aufgrund unvollständiger GPS-Aufzeichnungen sind einige Teile des Tracks handgezeichnet.