5. Etappe: Tscherms – Monclassico

Die Bezwingung des Rabbijochs

Was für die Pensionsbesitzerin durch ihre Eine-Nacht-Gäste an Zusatzkosten anfällt, scheint sie beim Frühstück wieder reinzuholen. Nachdem der Semmelkorb leer ist, hocken immer noch drei hungrige Mountainbiker vor ihrem Teller – aber es kann nicht jeden Tag Buffet geben. Südtirol sendet wolkige Morgengrüße: kein Regen, aber auch kein Blau. Nach dem Start allerdings wird das Wetter zunehmend besser und wärmer. Zurück auf der Hauptstrasse haben wir nur noch ein paar Kilometer bis zur Abzweigung ins Ultental. Geplant ist, ebendieses bis fast zum Ende zu fahren (1 x 1000hm) und dann übers Rabbijoch (1 x 1000hm) nach Male: D.h. vor uns liegen 2000 Höhenmeter am Stück, und das ist schon eine ganze Menge.

Das Etschtal am Morgen von unserer Pension in Tscherms aus (nahe Meran)

Das Etschtal am Morgen von unserer Pension in Tscherms aus (nahe Meran)

Einkaufspause in St. Pankratz

Einkaufspause in St. Pankratz

Über die ersten 1000hm auf Asphalt gibt es wenig zu berichten. Die Straße zieht sich mit konstant anständiger Steigung das Ultental entlang. In St. Pankratz machen wir kurz halt und besorgen uns neue Brotzeitreserven. Als wir dann nach ca. 2 Stunden in St. Gertraud ankommen, wo es zum Rabbijoch hinauf geht, haben wir schon Literweise Schweiß vergossen, die Kehrseite des mittlerweile sehr warmen Wetters. Sowohl die Uhr als auch unsere Beine schreien schon Beide nach Pause und so gibts erst einmal die obligatorische Mittagsbrotzeit.

Die Strasse durchs Ultental

Die Strasse durchs Ultental

Mittagspause nach der Hälfte der Höhenmeter in St. Gertraud

Mittagspause nach der Hälfte der Höhenmeter in St. Gertraud

Mittlerer Teil ...

Mittlerer Teil …

...und affensteiles Finale der Rabbijochauffahrt

…und affensteiles Finale der Rabbijochauffahrt

Beim Auftakt zu Teil Zwei der Auffahrt lassen wir uns gleich einmal von einem Wegweiser in die Irre führen und landen auf einem fast nicht mehr fahrbaren Wiesenweg, der aber glücklicherweise bald wieder auf den richtige Forstweg zurückführt. Landschaftlich sowieso von unten bis oben grandios, ist die Beschaffenheit des Weges auf der unteren Hälfte wunderbar. Flach und gemütlich schlängelt er sich teils an idyllischen Bächlein entlang durch das Tal dem Rabbijoch entgegen. Doch die Überraschung folgt auf den Fuß: ab der Hälfte wird die Steigung deutlich krasser. Bald schon müssen unsere Füße und Lungen auf Maximallast fahren. Und es wird sogar noch steiler. Da bleibt nur noch die Wahl zwischen wiederholten kleinen Pausen oder Schieben, was jeder von uns Drei für sich entscheidet. Ich versuche soviel wie möglich zu fahren, aber ganz ohne absteigen schaffe ich es trotzdem nicht. Der Heuwagen, der auf einem der steilsten Stücke an uns bergauf vorbeizieht, wird da zum psychischen Belastungstest. Aaron schlägt die Auffahrt jedenfalls spätestens ab dem flachen Intermezzo, das schon fast ein Ende der Qualen vermuten lässt und dem nochmal 200 steile Höhenmeter folgen, aufs Gemüt. Als wir jedoch das Ende des Forstweges erreichen und die restlichen 100hm gemütliches Schiebestück hinter uns gebracht haben, sind wieder alle gut gelaunt. Eigentlich sogar sogar richtig gut drauf: über 2000hm hat davor noch keiner von uns am Stück bewältigen müssen.

Ich bei der Auffahrt

Ich bei der Auffahrt

Anderl vor einem Mini-Wasserfall neben dem Weg

Anderl vor einem Mini-Wasserfall neben dem Weg

Schiebestück - fast am Ziel

Schiebestück – fast am Ziel

Geschafft, 3 echte Siegertypen :) am Rabbijoch

Geschafft, 3 echte Siegertypen 🙂 am Rabbijoch

Blick vom Rabbijoch gen Süden

Blick vom Rabbijoch gen Süden

Traileinstieg an der Haselgruber Hütte

Traileinstieg an der Haselgruber Hütte

Nach einer zweckmäßigen Erholungspause für Körper und Geist, saugen wir den Ausblick ein letztes Mal in uns auf, und starten los zur Abfahrt. Fast alle geleisteten Höhenmeter dürfen wir nun auch wieder vernichten. Die ersten paar Meter bis zur Haselgruber Hütte kurz unterhalb des Rabbijochs auf der anderen Seite müssen wir noch schieben, und dann gehts direkt auf den Trail. Nur welcher der beiden ist der richtige? Sowohl auf der Karte als auch vor unseren Nasen befinden sich zwei heiße Kandidaten: Einer führt direkt in einer Senke mit Bach den Berg hinunter, der andere führt links erst einmal ein Stück am Hang entlang und dann laut Karte einen Bergrücken hinunter. Anderl ist felsenfest von Möglichkeit 1 überzeugt. Aaron und ich, die Hüttennwirtin und nicht zuletzt ein großes „Mountainbike“-Schild können ihn nach ausreichend langem Einwirken überzeugen. Es war die richtige Wahl. Es eröffnet sich uns ein abwechlsungsreicher, aber auch gut steiler Trail. Mal lockerer Belag und ausgefahren, mal klasse Waldcharakter. Mal richtig mit Flow, mal unterbrechen quer über den Weg verlaufende Holzbalken die Fahrt. Mal kann man lange Stücke durchfahren, mal muss man kurz absteigen. Alles zusammen aber ein super spaßiger Trail. Kurz vor Ende mach Anderl noch einen kleinen Ausflug in die Büsche, landet aber weich.

Aaron cruised den Berg hinab

Aaron cruised den Berg hinab

Auf dem "Rabbitrail": Aaron(v.) und Anderl(h.),...

Auf dem „Rabbitrail“: Aaron(v.) und Anderl(h.),…

...Anderl,...

…Anderl,…

...ich(Flori1),...

…ich(Flori1),…

und schon wieder ich.

und schon wieder ich.

An der ersten Kreuzung angekommen eröffnen sich uns mehrere nicht eindeutige Möglichkeiten. Irgendwie finden wir jedenfalls auf einen Forsthighway, der bergab führt und tatsächlich in Rabbi endet – genau da wo wir hinwollten. Die restliche Abfahrt ins Val di Sole nach Rabbi gestaltet sich als rasant aber wenig spektatkulär, vielleicht ein bisschen zu flach, was PKW-Überholmanöver deutlich erschwert. In Male angekommen versuchen wir es wieder bei der hiesigen Touristeninfo. Viel ist hier irgendwie nicht los, aber wir bekommen ein bezahlbares Zimmer in einem Hotel ein paar Kilometer weiter in Monclassico.

Das gleichnamige Hotel Monclassico ist vollkommen in Ordnung, lediglich die Nahrungssuche gestaltet sich in diesem kleinen Dorf etwas schwierig. Nach etwas Hin und Her entscheiden wir uns für ein Resataurant, über das keiner von uns im Nachhinein meckern muss. Müde wie nach jeder Etappe fällt später das Einschlafen wieder einmal kinderleicht.

Höhenprofil

Höhenprofil 5. Etappe, Transalp 2006

 Karte

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