1. Etappe: Oberstdorf – St. Anton

Aufwärmetappe: Schlammschlacht im Regen

München – WG (von Aaron und Flori1)– 5:30 Uhr: Zum Ersten mal in diesen 8 Tagen verfluche ich die Weckmelodie meines Handys, dabei sind wir noch gar nicht unterwegs. Um 6:52 Uhr soll uns der ALEX (Allgäu Express) in gut 2,5 Stunden nach Oberstdorf bringen. Da ich in den letzten Tagen den Wetterbericht verfolgt habe, trübt der Regen vor dem Fenster meine Stimmung nicht allzusehr. Zwei Schüsseln Müsli später, radle ich zusammen mit Aaron los zum Hauptbahnhof, allerdings verlagern wir das Gewicht unserer Regenkleidung weg vom Rucksack auf den Körper. Es ist recht zapfig so früh am Morgen. Natürlich nur, wenn man 25 Minuten in leichtem Regen durch München radelt und nicht, wie Flori2, trocken aus dem Zug steigt. Er ist 1 Stunde früher aufgestanden, um direkt aus der Großstadtmetropole Sachsenkam anzureisen.

Start am Bahnhof in Oberstdorf (v.li: Aaron, Flori1, Flori2)

Start am Bahnhof in Oberstdorf (v.li: Aaron, Flori1, Flori2)

Gemeinsam steigen wir 2,5 Stunden später in Oberstdorf bei strömendem Regen aus, lassen uns noch schnell am Bahnhof ablichten, kaufen im nächstbesten Supermarkt die Brotzeit für Mittag und radln dann vorbei am irgendwie wenig spektakulären Radlgeschäft Heckmaier, der Wiege der Alpenüberquerung mit dem Radl. Auf leicht ansteigender Asphaltstraße bringen wir endlich auf dem Weg ins Rappenalptal die ersten Kilometer hinter uns.

Regen, regen, regen... Umziehpause

Regen, regen, regen… Umziehpause

Richtung Schrofenpass wird der Weg recht bald zum asphaltiertem Radweg, verliert später seinen Teerbelag und wartet mit kleineren steilen Anstiegen auf. Die Berge sind mit dichten Wolken behangen, vermitteln aber trotzdem schon dieses typische Transalp-Gefühl, das wir in den nächsten Tagen, bei hoffentlich besserem Wetter, noch intensiver erleben werden. Klatschnaß erreichen wir das Ende der fahrbaren Passage und beginnen zu schieben. Bei der ersten Bachdurchquerung (unzählige sollten noch folgen) sind wir aber schon wieder sehr dankbar das Radl dabei zu haben – da steigt man gerne wieder kurz auf. Unser Weg wird zum schmalen Pfad, der über gut 150 Höhenmeter zum Schrofenpass führt. Meist kommt man schiebend auf dem, dank Schotter, nicht batzigen Weg voran. Ab und zu muss das Rad elegant über größere Stufen gelupft werden, die durchaus auch zu so machem Klettersteig passen würden.

Die legendäre "Leiter" auf dem Schiebestück zum Schrofenpass

Die legendäre „Leiter“ auf dem Schiebestück zum Schrofenpass

Blick auf das bisher zurückgelegte Schiebestück

Blick auf das bisher zurückgelegte Schiebestück

Das Tal, das man anfangs aufwärts fährt

Das Tal, das man anfangs aufwärts fährt

Für uns war die Passhöhe noch nicht genug. Bei nachlassendem Regen biegen wir 20 Meter zu früh, laut Hinweisschild zum „Schrofenpass“ rechts ab. 50Hm später kommt uns das Ganze recht komisch vor und wir stoppen. Spähtrupp Flori1 kommt eine Kuppe weiter zu dem Schluss: „Do gähd’s no weida auffe!“. Aufgrund dieser Informationslage entschließen wir uns umzudrehen. Zurück am Ausgangswegweiser sind wir nun auch fähig das Schild korrekt zu deuten: Die kleine zusätzliche Aufschrift „Schrofenpass“ auf dem nach rechts zeigenden Schild informiert den gemeinen Allgäuer darüber, dass er sich schon am Schrofenpass befindet und nicht erst dem Schild folgen muss. Aufgeklärt rüsten wir uns für die vermeintliche Abfahrt, packen uns noch wärmer ein, ziehen die Helme auf und starten die ersten 50 Meter richtig durch: Dann schieben wir weiter, zur Abwechslung mal bergab, über Steine, die so rutschig wie Eisblöcke sind, und versuchen bei Durchfahrten nicht in den Schlammgruben und Pfützen umzukippen. Schönwettertransalpler könnten den Weg aber, trotz einiger knackiger Stellen, wohl komplett durchfahren.

Durchnässt machen wir Mittagsbrotzeit

Durchnässt machen wir Mittagsbrotzeit

Nachdem wir unsere Radl für die hochglanzpolierte Promenadenschau in Riva gleich am ersten Tag disqualifiziert haben sind wir froh die weitere Abfahrt auf Forstwegen bestreiten zu können, um schließlich zusammen mit wenigen, raren Sonnenstrahlen unsere gut durchweichte Brotzeit in einem Bushäuschen an der Straße unterhalb von Warth zu genießen. Gestärkt geht’s auf der recht flachen Straße nach Lech weiter und von dort als Verbindungsstück über zwei kleine Straßenpässe (Flexen- und Arlbergpass) nach St.Anton.

Auf der zweiten Passhöhe treffen wir nach für uns harmlosen 200 Höhenmetern zwei Transalpler, die auf ihren schiebenden Kollegen gewartet haben. Intressant ist, dass sich die Drei (im Folgenden schlicht „Team Mojo“ genannt) die selben ersten drei Etappen vorgenommen haben wie wir, also morgen 2 Anstiege mit je 1000hm – ob die Beine ihres schiebenden Kollegen das verkraften werden? Kein Wunder ist: In St.Anton haben sie nicht zufälligerweise dieselbe Pension gebucht wie wir. Deswegen verabschieden wir uns und rauschen hinab nach St. Anton, doch spätestens die Heidelberger Hütte am nächsten Abend sollte uns wieder zusammenführen.

Tal Richtung Lech mit Strasse

Tal Richtung Lech mit Strasse

Zielgerade des Flexenpasses

Zielgerade des Flexenpasses

Letztes Stück vom Arlbergpass

Letztes Stück vom Arlbergpass

Am Ortsschild angekommen fahren wir natürlich erst einmal mit Schwung den Berg hinunter ins Zentrum, um dann festzustellen, dass unsere Pension am Ortseingang liegt. Bonushöhenmeter (juhu), die sich aber lohnen sollten. Die Pension Elisabeth verfügt zu unserer Freude über einen Heizugsraum, in dem unsere durchweichten Schuhe bis zum nächsten Morgen fast komplett trocknen werden. Nachdem wir unser gesamtes Zimmer mit den anderen nassen Sachen vollgehängt haben ziehen wir, mit drei Pensionsregenschirmen ausgestattet, los Richtung Ortszentrum, wo Aaron kurz vor Ladenschluss seine Ausrüstung noch um Überschuhe ergänzt (seine Füße hatten auf der ersten Etappe ziemlich frieren müssen). Im Anschluss lassen wir in einer Wirtschaft bei saftigen 4,10 € für eine Apfelschorle den Tag ausklingen. Zurück auf dem Zimmer verheißt uns der Wetterbericht im Fernsehen bevor wir ins Bett gehen noch einen weiteren Regentag.

Höhenprofil

Höhenprofil 1. Etappe, Transalp 2007

Karte

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