3. Etappe: Heidelberger Hütte – Burgeis

Highlightetappe bei Traumwetter

Sonnenaufgang vor der Heidelberger Hütte

Sonnenaufgang vor der Heidelberger Hütte

Heidelberger Hütte am Morgen

Heidelberger Hütte am Morgen

Fahrbarer Teil des Schiebestücks zum Fimberpass

Fahrbarer Teil des Schiebestücks zum Fimberpass

Heidelberger Hütte – Matrazenlager (Aaron, Flori1 und Flori2 in halbwachem Zustand)– 6:30 Uhr: Zum Ersten mal in diesen 8 Tagen verfluchen wir die Weckmelodie eines fremden Handys. Sein Besitzer im Waschraum kommt auch nicht um es abzustellen. Nachdem wir also 5 Minuten lang geweckt wurden sind wir hellwach und der Tag kann beginnen. Sowohl auf dem Frühstücksbuffet, wie auch im Trockenraum gibt es frisch Geräuchertes. Positiv auf unsere Stimmung wirkt sich zusätzlich der Sonnenaufgang aus, besser gesagt, die Tatsache, dass keine einzige Wolke die Sicht versperrt – es sollte ein herrlicher Tag werden. Nach dem Frühstück mit Team Mojo brechen sogar wir einmal früh auf. Das halsbrecherische Bachüberquerungsfoto vom Vortag will Flori2 nochmal in das rechte Sonnenlicht rücken. Das Vorhaben wird aber von einer vereisten Planke verhindert.

Panorama vom Fimberpass Richtung Abfahrt, unten ist der Trail zu erkennen

Panorama vom Fimberpass Richtung Abfahrt, unten ist der Trail zu erkennen

Also machen wir uns halb schiebend, halb tragend auf zum Fimberpass. Die letzten Regentage sind dem Weg noch deutlich anzumerken. Erfreulich: Flori1’s Tacho funktioniert wieder. Er ist nicht kaputt, sondern lediglich der Abnehmer am Vorderrad hatte wohl einfach bei dem vielen Regen gestreikt. Begleitet werden wir von einer frischen Brise die zu einem eher kurzen Aufenthalt auf der Passhöhe führt – zapfig halt. Trotzdem lassen wir uns das traumhafte Panorama nicht entgehen.

Eine der schwierigsten Stellen (weil steil) des Trails

Eine der schwierigsten Stellen (weil steil) des Trails

Diese Beschaffenheit weisst der Trail größtenteils auf

Diese Beschaffenheit weisst der Trail größtenteils auf

Unten am Bach entlang muss auch mal geschoben/getragen werden

Unten am Bach entlang muss auch mal geschoben/getragen werden

Sattel runter und abwärts geht’s. Die Abfahrt ist wie erwartet ein Highlight. Der Trail hat eine Traumlage. Zwar ist der Belag teilweise recht locker, aber die Steigung bis auf Ausnahmefälle moderat. Wie uns im Vorfeld schon das Internet verhies, kann man den Trail als S2 klassifizieren. Für uns ist er fast komplett fahrbar und so macht der Trail richtig Laune. 500Hm weiter unten mündet der Weg in ein Bachbett, und abgesehen von wenigen fahrbaren Passagen muss man sein Rad eine Zeit lang über Kiesbänke schieben und tragen, und aufpassen, keine nassen Füße zubekommen. Allzulange dauert es aber nicht, bis der Weg nach einer halben Brücke wieder breiter und damit fahrbar wird.

Team Mojo, das die ganze Abfahrt über dicht an unseren Fersen heftete, holt uns ein, und wir kommen in den Genuss satellitengestützter Navigation. Uli Stanciu’s Route, die die beidem in ihrem GPS Gerät eingespeichert haben, erweist sich als suboptimale Variante. Sie beinhaltet sogar die Umfahrung und Einkehr in ein Hütte und führt außerdem 2 Mal mitten durchs Gebüsch. Ein paar Verfahrer später stoßen wir wieder auf einen anständigen Weg, den wir mithilfe unserer Karte bestimmt direkt gewählt hätten. Mittlerweile bietet sich eine wunderbare Aussicht in das Unterengadin. In Vna erweitert Team Mojo seine GPS-Route um einen Restaurantaufenthalt, und unsere Wege trennen sich. Wir vernichten noch ein paar hundert Höhenmeter Richtung Talgrund auf der Straße nach Ramosch, wo wir uns lieber im nächsten Supermarkt eine für unsere Tour eher untypische Brotzeit besorgen: würziger Käse und gutes Brot (Flori2 empfiehlt für alle Genießer: Biera Engiadinaisa vom Bun Tschlin – Aaron und Flori1 schütteln da lieber den Kopf). Während wir unsere zünftige Brotzeit geniessen, überholt uns Team Mojo und erarbeitet sich damit einen leichten Vorsprung. Wir sind zuversichtlich, sie bald wieder einzuholen, da vertrauen wir ganz auf ihr GPS.

Ausblick ins imposante Engardin, auf beiden Talseiten ragen mind. 2000m höhere Berge empor

Ausblick ins imposante Engardin, auf beiden Talseiten ragen mind. 2000m höhere Berge empor

Mittagsbrotzeit in Ramosch

Mittagsbrotzeit in Ramosch

Abfahrt von der Sesvennahütte, brachial steil

Abfahrt von der Sesvennahütte, brachial steil

Ausblick auf das Vinschgau und die Ortlergruppe im Hintergrund bei der Abfahrt nach Burgeis

Ausblick auf das Vinschgau und die Ortlergruppe im Hintergrund bei der Abfahrt nach Burgeis

Unser analoges Navigationsgerät erspart uns sogleich ein paar Bonushöhenmeter auf der Bundesstrasse, und weist uns auf einen schmalen Wiesentrail den Inn entlang (perfekt!). Ein kurzes Stück später überqueren wir Selbigen und machen uns an die Forststraßenauffahrt zur Val d’Uina-Schlucht. Teilstücke neben dem Bach, der oben durch die Schlucht fließt, sorgen für die nötigen Kilometer, knackig steile Rampen für die nötigen Höhenmeter. Vorbei an Uina Dadaint, der letzten Hütte vor der Schlucht, wird der Weg schmäler und schließlich zu einem anfangs fahrbaren Trail, der schon bald so steil wird, dass wir absteigen und die letzten Meter schieben. Hier herrscht schon reger Betrieb: uns kommen immer wieder selbstmörderische Hardtail-Fahrer entgegen, die mit ihren abgefahrenen Reifen diesen ausgesetzten Weg hinunterrutschen. Auch die Gelegenheitswanderer-Dichte nimmt sprunghaft zu. Weit kann es nicht mehr sein. Ein paar steile Serpentinen später treffen wir Team Mojo wieder, die gerade Rast machen. Gemeinsam mit ihnen schieben wir nun staunend und fotoknipsend die Schlucht hinauf. Über eine Strecke von fast 200Hm ist hier ein Weg seitlich in eine senkrechte Felswand gesprengt. 100 Meter unterhalb rauscht die Uina durch die Schlucht. Kurz: Äußerst beeindruckend!

Auffahrt zur Uina Dadaint

Auffahrt zur Uina Dadaint

Wanderweg kurz unterhalb der Val d'Uina Schlucht

Wanderweg kurz unterhalb der Val d’Uina Schlucht

Schon von weitem ist die Schlucht und der in die Wand gesprengte Weg zu erkennen

Schon von weitem ist die Schlucht und der in die Wand gesprengte Weg zu erkennen

Eingang zur Schlucht, ab hier ist schieben und geniessen angesagt

Eingang zur Schlucht, ab hier ist schieben und geniessen angesagt

Proportionen - Wer genau hinsieht erkennt auf dem Weg links oben Aaron und Flori2

Proportionen – Wer genau hinsieht erkennt auf dem Weg links oben Aaron und Flori2

Die beeindruckende, in die senkrechte Feldwand gesprengte Röhre

Die beeindruckende, in die senkrechte Feldwand gesprengte Röhre

Oben angekommen folgen wir dem, so man ihn fahren will, anspruchsvollen Wiesentrail Richtung Sesvennahütte. Flori1 und Flori2 strampeln die kleinen steilen Rampen empor, während Aaron lieber gemütlich schiebt. Auch hier trotzen noch große Schlammlöcher der Sonne. Landschaftlich schön zieht sich der Weg ewig durch ein Hochtal, und die fehlenden Höhenmeter zur Passhöhe wollen nur sehr langsam auf unseren Tachos purzeln. Während sich links über uns eine dicke dunkelgraue Wolke zusammenzieht, die uns das bisherige Traumwetter an diesem Tag versauen will, erreichen wir endlich die Passhöhe. Was zunächst wie eine harmlose Abfahrt aussieht, entpuppt sich als brachial steiler Forstweg mit S2 Schlüsselstelle. Das ist zu viel für den vorderen Schlauch von Flori – der mit der Felge bremst – 1, und er holt sich den einzigen Platten der Tour. Während wir Flori1’s Vorderrad mit einem neuen Schlauch wieder fahrtüchtig machen, verschwindet Team Mojo (inzwischen wieder kurz vor uns) langsam und endgültig am Horizont. Sie wollen am nächsten Tag wieder mal an ihren Tragekünsten feilen – der komplett unfahrbare Tarscherpaß steht auf ihrem Plan. Die letzten Höhenmeter auf dem Weg nach Burgeis, wo wir gebucht haben, vernichten wir mit Ideallinie und insgesamt 5 angezogenen Schnellspannern (wie Aaron unten unglücklich an seinem Vorderrad feststellt) auf einer Art Passstraße.

Flach ansteigender Wiesentrail zur Sesvennahütte oberhalb der Schlucht

Flach ansteigender Wiesentrail zur Sesvennahütte oberhalb der Schlucht

In der Pension St. Jakob angekommen, können wir unsere Radl mit dem Gartenschlauch vom Dreck der ersten 3 Matschtage befreien, und Aaron hat Zeit seine Scheibenbremsbeläge zu wechseln. Als gerade die Supermärkte schließen, beenden wir unser Werk, und entdecken in unserem Zimmer eine komplette Küche. Flori1 ärgert sich maßlos ob der verpassten Chance, endlich einmal eine Radler-würdige Portion Spaghetti selbst zubereiten. Was er nicht weis: genau das soll er noch bekommen, denn die größte Herausforderung des Tages wartet noch. Wir landen in einem Restaurant, in dem der Wirt scheinbar versteht, wie eine Sattmacher-Portion für 3 Radler auszusehen hat. Mit der extragroßen Nudelpfanne kämpfen wir bis zum erbitterten Ende. Solange wir noch kommunikationsfähig sind erfahren wir vom Wirt, warum das Vinschgau und Val Müstair an diesem Wochenende derartig ausgebucht sind: Das Stilfserjoch gehört morgen, wie jedes Jahr genau einmal üblich, einen Tag lang NUR den Radlfahrern. Wenn wir noch könnten würden wir jetzt in die Luft springen. Trotz ausgedehntem Verdauungsspaziergang haben unsere Mägen noch die ganze Nacht Spaß an dem „Nudel-Tris“ für 3 Radler.

Höhenprofil

Höhenprofil 3. Etappe, Transalp 2007

Karte

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