5. Etappe: Bormio – Ponte di Legno

Wettrennen am Gaviapass

Straße von Bormio nach S. Caterina Valfurva

Straße von Bormio nach S. Caterina Valfurva

Auch wenn uns heute morgen kein richtiges Buffet erwartet, ist dennoch genug vorhanden, um unsere schwarzen Löcher zu stopfen. Wir bewältigen sogar noch die Überreste von M. Bionicon’s Brotkörbchen, nachdem wir mit ihm beim Frühstück ein wenig ins Gespräch gekommen sind. Er versucht uns davon zu überzeugen, dass die 5kg, die sein Rad an Mehrgewicht hat, gut investiert sind, was zumindest bei den Downhilleigenschaften unbestritten bleibt. Er und seine weibliche Begleitung haben an die selben nächsten 2 Tagesetappen gedacht, haben allerdings eine wesentlich lockerere Planung als wir. Im Anschluss ans Frühstück starten wir erst ein wenig später als die beiden.

Die wenig aufregende Straße führt uns zunächst sanft ansteigend durchs Valfurva bis S. Caterina Valfurva, wo der eigentliche Gaviapass beginnt. Bis dahin haben sich allerdings schon gut 500Hm angesammelt. Weil die heutige Etappe eher Ruheetappe ist, haben wir eigentlich kein erhöhtes Tempo eingeplant. Als wir allerdings am Anfang bei der Auffahrt von 3 Rennradlern langsam eingeholt und schließlich überholt werden, packt uns der Jagdinstinkt und wir hängen uns an ihre Fersen – die drei Unbepackten werden jetzt von unseren summenden Nobby Nics verfolgt. Die dabei aufkommende Nervosität wandelt sich zunächst in einige Tempoverschärfungen um. Nach zwei vergeblichen „Ausreißversuchen“ kann sich Aaron jedoch in die Spitze vorarbeiten. Schließlich muss ihr schwächster Mann an einer steileren Rampe auf ca 2/3 der Passhöhe abreißen lassen und seine Kollegen bleiben mit ihm zurück. Als sie außer Sicht sind können auch wir endlich stolz durchatmen und mit nur noch leicht erhöhtem Tempo überholen wir kurz später dann auch noch S.Votec. Am See kurz vor der Passhöhe erblicken wir auch das zugehörige, wartende Bionicon-Männlein, welches das traumhafte Wetter an diesem Tag genießt.

Noch befinden wir uns bei der Auffahrt zum Gaviapass im Hauptfeld,...

Noch befinden wir uns bei der Auffahrt zum Gaviapass im Hauptfeld,…

...doch wenig später bilden wir eine Ausreißergruppe :)

…doch wenig später bilden wir eine Ausreißergruppe 🙂

Aussicht bei der Auffahrt zu Passo di Gavia

Aussicht bei der Auffahrt zu Passo di Gavia

Am Paß angekommen verzichten wir auf Brotzeitbänke und Restaurantbesuch zugunsten einer windgeschützten Felsspalte und packen unsere Brotzeit aus. Heute haben wir nicht bei der Wurst, dafür aber beim Käse ordentlich daneben gegriffen. Es bedarf größerer Portionen, um einen Hauch von Würze zu erreichen. Die Straße beobachtend bemerken wir zunächst 3 langsam eintrudelnde Rennradfahrer und bei längerem hinsehen auch, dass nur ganz wenige Autos den Weg hier rauf finden. Dies bestätigt unsere Vermutung, dass der Gavia zu den eher gemütlichen Straßenpässen gehört.

Wohlverdiente Brotzeit am Pass

Wohlverdiente Brotzeit am Pass

Nicht würzig! Flori1 beim Versuch, Qualität durch Quantität zu ersetzen

Nicht würzig! Flori1 beim Versuch, Qualität durch Quantität zu ersetzen

Nachdem unser Radlerpärchen im Restaurant zu Mittag gespeist hatte trollten sie sich erneut zu uns. Für die Abfahrt lässt M.Bionicon ein besonderes Schmankerl durchblitzen: er glaubt auf der Karte einen Trail entdeckt zu haben – noch glauben wir ihm. 10 Minuten später erreichen wir schiebender Weise endlich wieder die Straße in der obersten Serpentine – sein Trail war nach 10 Metern im Nichts verschwunden. Auf eigene Faust nehmen wir im Anschluss die Abfahrt bis ins Tal in Angriff. Die schmale, kurvenreiche und spaßige Passstraße ist auf dieser Seite an einigen Stellen wirklich gerade noch breit genug, dass ein Auto hindurchpasst. Flori2 tauscht beim Downhill noch für einige Serpentinen den Asphalt durch einen Wiesentrail. Im Rausch der Geschwindigkeit fahren wir bis Pezzo durch, in der Hoffnung, wider Erwarten in diesem kleinen Bergkaff eine Unterkunft zu finden.

Panorama bei der Gavia-Abfahrt

Panorama bei der Gavia-Abfahrt

Eine Einwohnerin macht uns jedoch in bestem Italienisch klar, dass sich hier Fuchs und Hase gute Nacht sagen: „C’e non albergo, c’e non trattoria!“ Gut, das hatten wir kapiert. Sie schickt uns wieder 50 Hm zurück, um bei der dortigen Albergo nach einem Zimmer zu fragen. Vor 20 Jahren gab es hier tatsächlich auch mal Zimmer, heute macht uns aber die Wirtin in erneut besten Italienisch klar: „C’e non albergo!“ Beim Rausgehen spricht uns ein eleganter Geschäftsmann mit rosa Kravatte an, ob wir denn ein Zimmer suchen würden. Nach wenigen Worten Englisch, vielen Handzeichen und einem vollgemalten Blatt Papier haben wir ein Angebot für ein Zimmer in einem 4-Sterne-Hotel mit hauseigenem Schwimmingpool zum Preis einer besseren Pension unten in Ponte di Legno. Sein Sohn Luigi schildert uns in verständlicherem Englisch den Weg dorthin. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Flori2 noch nicht, dass er später noch unvergessliche Stunden mit Luigi im Hotelkeller verbringen wird.

Die Serpentinen die wir bereits hinter uns gelassen haben

Die Serpentinen die wir bereits hinter uns gelassen haben

Der Forstweg, auf dem man ein asphaltiertes Tunnel umfahren kann

Der Forstweg, auf dem man ein asphaltiertes Tunnel umfahren kann

Hier kann man gut erkennen, wie eng der Gaviapass auf der Südseite stellenweise ist.

Hier kann man gut erkennen, wie eng der Gaviapass auf der Südseite stellenweise ist.

Auf dem Weg ins Tal fragen wir noch in einer Unterkunft nach, sie kann aber nicht mit einem ähnlichen Preis-/Leistungsverhältnis aufwarten. Nach ein wenig Überzeugungsarbeit ist auch Aaron damit einverstanden direkt das Hotel Mirella**** anzusteuern. Flori1 und Aaron erkunden schon mal das Zimmer, während Flori2 noch schnell seine Bremsbeläge tauschen will. Doch sein Imbus besiegt im Handumdrehen die Schraube seiner Marta-Scheibenbremse. 1:0 für den Innensechskannt, der vor Freude durchdreht. Die Schraube ist gefesselt von ihrem Gewinde. Während Flori1 und Aaron netterweise schonmal den Knopf für die Blubberblasen am Wirlpool suchen, vergügt sich Flori2 mit Hausmeister Luigi ganze 2 Stunden lang im Keller, bis die nagelneuen Beläge fast schleiffrei montiert sind. An dieser Stelle nochmal danke an Luigi für die unvergesslichen Stunden.

Als sogar die Finger von Flori2 im Pool endlich schrumplig genug sind, machen wir uns auf, um in der schönen, bunten Innenstadt von Ponte di Legno, die allerdings im Sommer recht leer erscheint, eine Pizzeria zu suchen, zu finden und unseren Hunger zu stillen.

Höhenprofil

Höhenprofil 5. Etappe, Transalp 2007

Karte

Download KML