2. Etappe: Ehrwalder Alm – Sautens

Quälerei am Dirstentrittkreuz

Der Morgen vor der Ehrwalder Alm

Der Morgen vor der Ehrwalder Alm

Der zweite Morgen bringt ein gutes, allerdings umfangsmäßig begrenztes Frühstück auf der Ehrwalder Alm mit sich, was mich gar nicht erfreut, denn so viel Radfahren schafft überraschend viel Platz im Magen. Nach dem Frühstück und dem Rucksack packen – bei minimalistischten Transalpgepäck natürlich schnell erledigt – gehts hinaus an die frische Morgenluft. Die Sonne lächelt zwischen ein paar Wolken hervor, jedoch ist es noch ziemlich frisch. Im Vergleich zu mir machen wenigstens die anderen Drei einen einigermaßen gesättigten Eindruck.

Forstwegabfahrt unter der Seilbahn nach Ehrwald

Forstwegabfahrt unter der Seilbahn nach Ehrwald

Ausblick bei der Abfahrt

Ausblick bei der Abfahrt

Der idyllische kleine Weißensee unterhalb des Fernpasses

Der idyllische kleine Weißensee unterhalb des Fernpasses

Gut gegen die Kälte eingepackt, starten wir die Abfahrt: ein Forstweg, der unter der Seilbahn entlang führt, bringt uns Ehrwald näher. Anderl legt in einer Kurve gleich einmal einen eleganten Schotterslide hin. Auf dem Rad bleibt er dabei zwar nicht, aber außer einem Kratzer trägt er keine Folgeschäden davon. Auf dem restlichen Weg bis zur Talstation gehen wir den teilweise losen Schotterbelag vorsichtiger an. Dort angekommen, rollen wir die Straße bis nach Ehrwald hinein und kaufen uns eine g’scheite Gipfelbrotzeit für das heute bevorstehende Dirstentrittkreuz. Gleich im Anschluss machen wir uns auf der Straße auf Richtung Fernpass (Nachher ist man immer schlauer: hier hätte es wohl auch einen schöneren Wanderweg gegeben). Kurz bevor es richtig hinauf geht biegen wir links ab auf einen Forstweg, der laut Karte an einem kleinen See vorbei über den Fernpass führen müsste.

Loser Schotterabschnitt den Fernpass hinauf

Loser Schotterabschnitt den Fernpass hinauf

Trotz ein paar kleinen Orientierungsproblemen, einem kleinen Aufwärtstrailabschnitt und einem sensationell seltsamen Umfaller meinerseits (fast im Stand) finden wir dennoch zur Passhöhe, und dahinter zurück auf die Straße. Nach unten gibt es wohl auch hier einen asphaltfreien Weg, von dessen Existenz ich zwar überzeugt bin, wir ihn aber nicht finden. Auch der alten Karrenweg der Römer, von dem ich meine, im Internet darüber gelesen zu haben, bleibt verschollen. Aber macht ja nichts… wir nehmen die Straße den Fernpass runter (so weit ist es ja schließlich auch nicht) und brausen an der Mittellinie orientiert an dem zähfließenden Verkehr vorbei.

Ich kämpfe mich das unten sehr steile Tegestal hinauf

Ich kämpfe mich das unten sehr steile Tegestal hinauf

Markanter kurzer Felsentunnel bei der Auffahrt durch Tegestal

Markanter kurzer Felsentunnel bei der Auffahrt durch Tegestal

Kurzer wiesiger Abschnitt, mehr als das halbe Dirstentrittkreuz ist geschafft

Kurzer wiesiger Abschnitt, mehr als das halbe Dirstentrittkreuz ist geschafft

Ein wenig hinter dem Fernpass gehts dann rechts weg zum Dirstentrittkreuz ins Tegestal. Bei einer kleinen Pause (und auch die 2 Stunden davor) esse im Nachhinein gesehen wohl nicht wirklich genug, was sich später noch rächen wird. Unsere große Mittagsbrotzeit ist erst für den Gipfel geplant. Zunächst grinst uns jedoch die Forstwegauffahrt noch flach und gemütlich an, doch wenig später knallt sie uns eine Steigung vor die Räder, die ihres Gleichen sucht. 400 Höhenmeter lang – das weis man vorher natürlich nicht – kämpfen wir uns, an der Grenze zum seitlich bzw. nach hinten Umkippen, Meter für Meter empor. Aber mit dem Schieben fang ich da natürlich nicht an. Nach diesem Teil hat man dann offensichtlich das schwerste überwunden und es wird flacher und gemütlicher. Langsam aber sicher macht sich ein leeres Gefühl in meinen Beinen breit. Zeit eines von meinen tollen Sportgelen auszusprobieren, mit dem es dann auch eine halbe Stunde lang noch gut geht. Am Talsattel angekommen gehts scharf links ab – fast wieder in die Richtung aus der wir kommen und der Weg wir erst wiesiger, und schließlich wird er zum schmalen Wanderweg: fahrbar, nicht ganz flach und Konzentration ist erforderlich. Dann hat aber auch das Gel seine Wirkung verspielt und meine Beine wollen immer weniger. Anderl ist hinter mir, und Flori2 und Aaron verliere ich langsam aus den Augen. Igendwann gehts dann nicht mehr und ich plane für die letzten 100Hm kleine Pausen ein, schiebe aber dann zum Schluss doch noch. Als ich dann über die letzte Kuppe komme und Aaron und Flori2 am Dirstentrittkreuz (also wirklich ein Kreuz) erspähe, steige ich dann wenigstens nochmal für ein Foto auf, bevor ich mich in die Wiese fallen lasse und regungslos liegen bleibe: Geschafft! Und vor allem: Brotzeit! 2 Minuten später trudelt Anderl ebenfalls schiebend ein. Was ihn zum schieben gezwungen hat waren nicht seine Beine, sondern die Kuriosität des Tages: er berichtet von einem schmiedeisernern Nagel, bestimmt schon hunderte Jahre alt, der unauffällig in der Mitte des Weges auf seinen Reifen gelauert hat. Warum wir und mit Sicherheit hunderte Biker vor uns heil daran vorbeigekommen sind bleibt uns ein Rätsel. Glücklicherweise musste er sein fahruntaugliches Radl nicht lange schieben.

Kurz unterhalb ...

Kurz unterhalb …

und letztendlich Zieleinfahrt am Dirstentrittkreuz

und letztendlich Zieleinfahrt am Dirstentrittkreuz

Brotzeit am Dirstentrittkreuz, im Hintergrund rechts der Zugspitzkomplex

Brotzeit am Dirstentrittkreuz, im Hintergrund rechts der Zugspitzkomplex

Anfang des Trails

Anfang des Trails

Zurück zu meinem Magen, der kurz vor dem Implodieren ist: der wird jetz erst einmal von unserer Brotzeit rundum verwöhnt und gut eine Stunde später fühle ich mich wieder einigermassen fit. Da trägt die geniale Aussicht auf den Zugspitzkomplex und die umgebenden Berge sicher nicht negativ bei. Das Dirstentrittkreuz liegt zwar noch ein gutes Stück unterhalb eines Gipels auf einen Wiesenhang, ist aber seinen Besuch trotzdem Wert. Auch die Kulisse des nun folgenden Trailabschnitts trägt dazu bei. Zunächst schlängelt sich dieser kiesige, aber nicht allzu steile Trail den Berghang entlang Richtung Süden und wird dann waldiger und von wechselhafter Beschaffenheit, bevor er endgültig in einem Forstweg endet. Auch wenn meine Trailfahrkünste noch in den Kinderschuhen stecken und ich zwei oder drei mal absteige, macht die Abfahrt eine „Heidengaudi“.

Flori2 auf einer der schwereren Passagen dieses Trails

Flori2 auf einer der schwereren Passagen dieses Trails

Toll wie sich der Trail den Berg entlang schlängelt

Toll wie sich der
Trail den Berg entlang schlängelt

Unten angekommen gehts auf der Bundesstraße weiter nach Imst, wo wir uns schonmal unsere nächste Brotzeit besorgen und uns ein große Tafel Schokolade genehmigen. Über den restlichen Tag gibtes nicht viel Spannendes mehr zu berichten. Auf Straßen fahren wir ein kurzes Stück durchs Inntal und dann ins Ötztal hinein, wobei das Wetter nicht viel schöner sein könnte.

In Sautens angekommen finden wir mit Nachfragen schnell den Ötztalerhof. Der ist eine echte Empfehlung: Von den Besitzern werden wir gleich mit einem Schnapserl empfangen, können unsere Bikes unterstellen und uns über diese preisgünstige, jedoch saubere und radfahrerfreundliche Pension nur freuen. Vor dem Schlafengehen erledigen wir bis auf das natürlich essentielle Abendessen in Sautens nichts besonderes mehr.

Höhenprofil

Höhenprofil 2. Etappe, Transalp 2006

Karte

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