Staubige Semmeln, weiße Butter und ein Klecks Marmelade – Willkommen in Italien!
Wir nehmens mit Humor, füllen das restliche Volumen des Magens mit Powerbar-Riegeln und schwingen uns auf die Sättel.
Die erste Steigung ist angenehm, der anschließende Trail durchs Val Bighera nach Vezza d´oglio flowig und mit einigen schwereren Stellen verfeinert. Ein perfekter Start in diese Etappe!
Bis Breno fliegen wir auf der örtliche Schnellstraße, um keine Zeit zu verlieren, denn ein Großeinkauf steht an. Nein, dieses mal keine Brotzeit, sondern Magnesium und Getränkepulver!
Die Apothekerin ist Gott sei Dank der internationalen Gebärdensprache mächtig und so erwerben wir neben biologischem Magnesium, ein uns unbekanntes Getränkepulver, dessen italienische Packunsbeilage noch dazu eher für Erheiterung sorgt, als zur Aufklärung dient. Höchste Zeit dieses neue “Zaubermittel” einem Praxistest zu unterziehen. Der Passo Crocedomini bietet mit 1600hm dafür ideale Voraussetzungen.
Zur Beschreibung dieser 2,5-stündigen Straßenkraxelei bedarf es nur weniger Worte: Die Stimmung ist super, das Tempo nachhaltig und die Wirkung des neuen Getränks lässt Spielraum für Interpretation. Die von Touristen beschlagnahmte Rifugio auf Passhöhe lassen wir schnell rechts liegen und fahren ein Stück abwärts bis zur Abzweigung ins Valle di Cadino. Dort lassen wir uns im Schatten nieder und genießen die fast schon obligatorische, aber immer wieder heiß erwartete Brotzeit.
Auf der “Autostrada della Vacca”, einem von Menschen aus Gesteinsplatten angelegten, teils sehr steilen Wanderweg, geht es weiter. FloFX demonstriert auf diesem Teilstück wieder einmal laut- und trittstark, weshalb er eine 36er Übersetzung im Repertoire hat und meistert ein fürs andere Mal jedes Steilstück im Fahren, bis wir schließlich einen kristallklaren und eiskalten Bergsee (FloFX: “Badesee”) erreichen: Den Lago della Vacca.
Die ganze Gegend hier strahlt eine gewaltige Einsamkeit und gleichzeitig eine schwer zu beschreibende Geborgenheit aus. Vielleicht liegt es an den Berggipfeln, die wie Burgmauern dieses Gebiet einkesseln, oder vielleicht auch an der Vertrautheit mit der Bergwelt, die sich im Verlauf dieser Tour immer kontinuierlich gesteigert hat. Je alpiner es wird, umso wohler fühlen wir uns. Wir legen die letzten Meter zur Rifugio Tita Secchi, die direkt am Ufer des Sees liegt, zurück und haben damit eine weitere großartige Etappe auf dem Weg zum Ziel geschafft.
Pässe
- Val Bighera (Mortirolo Rückseitig)
Abfahrt: S2; heterogener Weg mit schwierigen verblockten Stellen. - Passo Crocedomini
Mittelviel befahrerene Passstraße. - Rifugio Tita Secchi („Autostrada della Vacca“)
Auffahrt: von Menschenhand geordneter Steinplattenweg, große Teile sind zu steil oder verblockt und müssen geschoben werden.