Hammertime. Wir starten so früh es geht. 2800hm in krankem Zustand. Der Herzinfarkt für jeden Kardiologen. Die Schwierigkeit des ersten Aufstiegs befördert die Motivation. Wir fahren viel mehr als sinnvoll ist. Der alte Römerweg ist grob, steil und lang. Der Krimmler Tauernpass will erkämpft werden … nungut, ist ja auch der Hauptalpenkamm. Es ist diese angenehme tiroler Hochgebirgslandschaft … felsig und doch grün, rau aber heimelig. Wir erreichen den Pass und sind froh nur ein wenig hinter unserem Zeitplan zu sein.
Die ersten Meter der Abfahrt sind sehr eng und als Start schon eine kleine Herausforderung, der Rest der Abfahrt ist zwar trailig, doch die als Wasserrinnen quer aufgestellten Schiefersteine töten jeglichen Flow. Wer hier nicht mit Hirn fährt kassiert reihenweise Snakebites – gerade mit dem Hardtail. Ab der oberen Tauernalm sind wir umringt von italienischen Sandalentouristen, welche sich als zusätzliche Hindernisse auf dem Weg postieren.
Weil vor allem FoxX Kräfte zusehends schwinden entschließen wir uns zu einer ausgiebigen Mittagspause in Kasern – zurecht. Wir tanken so viel Kraft wie es nur geht, denn die „Auffahrt“ zur Ochsenlenke ist mörderrisch. Schon der untere Teil dieser 1200hm währenden Schlach hat eine Steilheit, die selbst mit 36er Kassette an der Grenze des Genusses liegt. Doch gerade diese Herausforderung pusht uns und ermöglicht es Übelkeit und co. auszublenden. Es kostet mental unglaublich viel Kraft mich zusammenzureißen und nicht aufzugeben. Warum tue ich mir das an? Wenn wir zu dritt wären würde ich wohl aufgeben und die beiden von Dannen ziehen lassen, aber so kann ich dem Flo die Transalp nicht zerstören – außerdem will ich es für mich … zumindest bis zur Sella.
Die Aussicht von der Ochsenlenke ist unbeschreiblich. Das Rießenfernergebirge sitzt stoisch und mächtig gegenüber. Wir sitzen im kurzen, festen Gras und atmen reinste Freiheit. All dies in wunderbarem Abendlicht – ohja, wir sollten uns sputen.
Nach der flowigen Abfahrt warten nochmal ein paar hundert Höhenmeter am Klammeljoch – zum drüberstreuen. Es tut so weh, aber wir müssen einfach beißen. Der weg durchs Arvental hinaus nach St. Jakob im Defreggental zieht sich wie Kaugummi. Kleine Gegensteigungen nagen an der geprüften Motivation. Als wir endlich ankommen ist klar, dass es so nicht weiter geht. Für mich ist es unglaublich, dass ich diese Etappe heute geschafft habe – doch noch einmal schaffe ich das nicht. Beim Abendessen bekomme ich kaum was runter, wie soll ich da meine Kräfte regenerieren. Wir setzen uns zusammen und diskutieren die Möglichkeiten.
Höhenprofil
Karte
Hinweise: Die dicken Linien entsprechen der tatsächlich gefahrenen Route, die dünnen, dunkleren Linien der geplanten Route. Aufgrund unvollständiger GPS-Aufzeichnungen sind einige Teile des Tracks handgezeichnet.