8. Etappe: Rifugio Ghedina – Riva

Exploreretappe und Zieleinfahrt unter lachender Sonne

Das Wetter hat entschieden. Blauer Himmel bedeutet für uns eine Exploreretappe von Tione zum Lago di Legro. Das Frühstück bildet eine solide Grundlage für unser Vorhaben, auch wenn wir am Brot wieder einmal deutlich merken in welchem Land wir uns befinden. So gestärkt steigen wir auf unsere Bikes und frieren uns bei der verbleibenden Abfahrt nach Preore erst einmal die Finger ab. Dort im Tal nützt Flori2 die Brotzeit-Restocking-Pause für einen Bremsbelagwechsel am Hinterrad – diesmal zwar alleine, aber dafür mit neuer Bestzeit. Obwohl wir weder Roadbook noch GPS zur Verfügung haben finden wir recht schnell den angepeilten, asphaltierten Höhenweg oberhalb von Tione und Bondo ins Val Gavardina. Die größte Schwierigkeit am Etappenanfang stellt Aarons Schaltung dar, welche an einem Anstieg wieder zu Automatikbetrieb übergeht, welchen sie auch den ganzen Tag über nicht restlos einstellen will.

Tal mit Tione di Trento am hinteren Ende

Tal mit Tione di Trento am hinteren Ende

Während die anderen beiden shoppen: Flori2 beim Bremsbelagwechsel

Während die anderen beiden shoppen: Flori2 beim Bremsbelagwechsel

Kurzer gepflasterter Abschnitt bei der Auffahrt zur Bocca dell'Ussol

Kurzer gepflasterter Abschnitt bei der Auffahrt zur Bocca dell’Ussol

Wir schlängeln uns weiter bergauf durch das Abzweigungslabyrinth. Ab einer Höhe von 1000m beginnt der eigentliche Anstieg, der seinem Namen auch recht bald alle Ehre macht. Immer wieder treiben steile, weiterhin geteerte Rampen den Puls in die Höhe. Oberhalb der Malga Gavadina nehmen wir in der letzten geteerten Serpentine den rechten Forstweg, der steigungsmäßig nochmal Einen draufsetzt. In den unteren 100Hm gibt es noch teils betonierte Serpentinen, die restlichen 100Hm sind einfach nur unbetoniert steil.

Aufblick zur Bocca (die erste große Scharte von links)

Aufblick zur Bocca (die erste große Scharte von links)

An der Malga Casinotto angekommen scheint ein Fußweg eindeutig weiterzuführen, verläuft sich aber nach einigen hundert Metern schieben. Umdrehen wollen wir jetzt auch nicht mehr. Wir schieben ein wenig weiter querfeldein durch biologische Tretminen die Wiese hinauf und landen tatsächlich auf einem rot gepunkteten, bergaufführenden Weg. Falls wir keinen gepunkteten Weg an der Malga übersehen haben, würde der wohl beste Weg von dort recht gerade die südwestliche Weide empor führen, um auf den gekennzeichneten Weg zu kommen. Nach weiteren 50Hm müssen wir erneut unserem Instinkt vertrauen. Der Weg teilt sich ohne Wegweiser – auf der Karte ist dies nicht eingezeichnet. Wir entsenden Spähtrupp Flori1 und Flori2. Auf dem rechten Weg findet Flori2 zuerst einen roten Punkt, und so wählen wir diesen. Wer mag, kann hier immer wieder Wegstücke fahren, allerdings müssen die obersten 20hm auf jeden Fall getragen werden, was auch für den Abstieg auf der anderen Seite gilt. Auf dem Grad angekommen bestätigt uns dann doch noch ein Schild, dass wir unser Ziel gefunden haben. Hiermit ist es vollbracht: „Jetz‘ gähds nua no obe!“, fast 2000hm bis Riva, das ja nur knapp über Meeresspiegel liegt.

Auffahrt zur Bocca dell'Ussol 2

Auffahrt zur Bocca dell’Ussol 2

Panorama bei der Auffahrt

Panorama bei der Auffahrt

Ganz oben muss kurz getragen werden...

Ganz oben muss kurz getragen werden…

...dann kann man vorsichtig fahren

…dann kann man vorsichtig fahren

Nocht viel steiler als es aussieht, Abfahrt von der Bocca

Nocht viel steiler als es aussieht, Abfahrt von der Bocca

Ein paar Panoramafotos später beginnen wir mit dem Abstieg ins Valle del Conceli. Je weiter wir runterkommen desto besser wird die Wegbeschaffenheit und auch die Steilheit nimmt ab, so dass wir nach ca 50hm fast durchgehend fahren können. Der Weg ist äußerst schmal, ausgesetzt und voll losem Schotter. Letztendlich landen wir an einem Sattel – bestens geeignet, um die Brotzeit in Angriff zu nehmen. Danach führt ein wesentlich breiterer Trail hinab ins Tal, der uns fahrtechnisch nochmals fordert. Die obere Hälfte ist ein steiler, aber sehr gut fahrbarer Waldtrail mit kleineren S2-Passagen. Ab der Malga Gui wird er zu einem steinigen S2 Wanderweg. Extremsteile grobschottrige Teilstücke lassen sich nur mit rutschenden Reifen bewältigen – da schiebt man auch mal gerne. Weiter unten führt der Weg durch eine Schlucht und besteht fast nur noch aus wunderbar anspruchsvollen Steinstufenkombinationen. Von dieser technischen Abfahrt in gute Laune gebracht rollen wir die letzen Meter auf Asphalt hinunter zu Lago di Ledro. Dieser bietet bei blauem Himmel, türkiseblauem Wasser und den Bergen einen unglaublich schönen Anblick.

Lago di Ledro 1

Lago di Ledro 1

Lago di Ledro 2

Lago di Ledro 2

Nach einem kleinen Experiment über schmale Wiesenwege nehmen wir doch die Strasse bis zum Anfang der Via Ponale, um auf selbiger die letzten Höhenmeter dieser Transalp zu vernichten. Auch der im Vergleich zum Vorjahr viel schotterigere Weg kann uns den Genuss nicht nehmen, bei Traum -Wetter und -Aussicht in Riva einzurollen. Die Explorervariante war, da sind wir uns einig, die richtige Wahl.

Wir hams geschafft: Zielfoto in Riva

Wir hams geschafft: Zielfoto in Riva

Wir checken in Riva so schnell wie möglich in die Jugendherberge ein, um dann einem strikten Zeitplan zu folgen: um 5 Uhr fällt der Startschuss für jeweils einen großen Eisbecher in einer Eisdiele an der Hafenpromenade, wobei die vielen (abgesehen von anderen Transalplern) vorbeifahrenden, blitzeblank geputzten Bikes wieder einmal Gesprächsthema sind: ob hier manche einfach nur herkommen um mit ihren sündhaft teuren Luxusdrahteseln durch Riva zu cruisen? Schließlich wäre ein Rad ja zumindest staubig, wenn man damit auf einem Berg gewesen wäre. Um 6 Uhr erreichen wir dann pünktlich zur Happyhour unsere vom Vorjahr schon bekannte Pizzeria zur Vernichtung von 5 Pizzen. Könnte man nur jeden Tag soviel fahren, dann könnte man auch immer soviel essen :). Leider geht mit der letzten Pizza auch diese Transalp zuende.

Heimreise

Am nächsten Tag ist dann auch gleich Heimreise angesagt. Wir radeln nach Roveretto, lassen uns von der wunderbar günstigen italienischen Bahn inklusive einem übervollen Farradabteil den Brenner hinaufbringen, und nehmen weiter den österreichischen Zug bis Insbruck, wo wir von Flori2’s Onkel abgeholt werden. Eine Abfahrt den Brenner hinunter fällt dieses Jahr aus, da Aarons Schalttechnik am Rad nun gar nicht mehr will, und wir uns nun wieder am Alpenhauptkamm befinden, wo sich das Schlechtwettertief die letzte Woche lang gut gehalten hat. So sind wir schon von Traumwetter in Riva in strömenden Regen am Brenner hineingefahren, und sogar Schnee gibts hier oben zu bestaunen. Wenigstens gibt es noch ein wenig Wäsche für unsere Bikes auf dem Fahhradständer aussen am Auto, bevor wir erschöpft, aber glücklich zuhause ankommen.

Höhenprofil

Höhenprofil 8. Etappe, Transalp 2007

Karte

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